Aus der Chronik der Gemeinde Waldkirch:
Das ‚Kreuz‘ in Waldkirch wurde anno 1688
vom Waldkircher Gemeindeammann Benjamin Burgstaller erbaut.
Er war etwa zwei Jahrzehnte lang auch Gerichtsammann von Waldkirch
und hatte seine Amtsstube im ‚Kreuz‘ eingerichtet.
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Der mächtige, alle Dorffirste überragende Riegelbau und seine Geschichte hängen eng zusammen mit dem angesehenen Geschlecht der Burgstaller. Sowohl im Gebälk des Fachwerks wie im Sandsteingewölbe des Haupteinganges sind Wappen (Burg) und Jahrzahl (1688) des Erbauers Benjamin Burgstaller und seiner Gemahlin Anna Maria geborene Boppartin eingehauen.
Dr. H. v. Fels deutet zwar das undeutlich geschriebene ‚Boppartin‘ um in ‚Bossartin‘, weil die Gossauer Bossart genau wie die Ehefrau des Erbauers einen Stierenkopf mit Ring im Wappen führen. Der ehemalige Stiftsarchivar stellte fest, dass Ende 16.Jh. in Waldkirch ein Pfarrherr mit Namen Burgstaller pastorierte. Der Vater des Erbauers Benjamin Burgstaller, Simon Burgstaller, stiftete 1665 einen Barock-Speisekelch, der ebenfalls das Burgwappen trägt. Drei Enkel von Benjamin, alle geistlichen Standes, wirkten in der Seelsorge. Josef Anton als Pfarrer von Grub, Bruggen und St. Margrethen, Franz Ferdinand als Pfarrherr von Eggersriet, Henau und Goldach und P.Blasius, zuerst Konventuale der Abteil Wettingen, amtierte 1812-32 als Kaplan von Wittenbach. _________
Die Wirtschaften erlebten im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung. Abends, insbesondere aber an Samstagen, waren die Gaststuben meist bis auf den letzten Platz besetzt. Doch auch hier machten sich bald die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse bemerkbar. Während der Bauer sich mehrheitlich mit Most oder Saft begnügte, sprachen viele Sticker dem teureren Landwein zu. Bald wurde im ‚Ochsen‘ das erste Bier ausgeschenkt. Der Kreuzwirt hatte im Gegenzug alljährlich Oberholzer Sauser aus Gottshaus im Angebot. Davon, so heisst es, soll er jeweils ein ganzes Fass bestellt haben. Anfangs der Siebzigerjahre genügte das Platzangebot offensichtlich nicht mehr. So wurde aus einem ehemaligen Bauernhaus das Restaurant ‚Hirschen‘. Die Wirtschaft ‚zum Abendstern‘ wurde später in ‚Post‘ umbenannt.
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Wohl wenige Waldkircher wissen noch, dass das Postbüro im Gasthaus zum ‚Kreuz‘ untergebracht war. Erst als Posthalter Müller im 1877 seine Stelle antrat, wurde die Post in dessen Haus überbracht .
Sonderausgabe der ‚Heimatkunde‘ von Waldkirch und Umgebung vom 10. Juli 1943, aus Anlass der Automatisierung der Telephonzentrale Waldkirch (Nummern fünfstellig, z.B. 9 81 18 J.Senn-Thaler, Stoffe/Herrenkonfektion) :
Die Telephonzentrale in Waldkirch wurde am 11. Juni 1895 eröffnet. Der erste Telephonist war Herr Posthalter Müller. Im ersten Betriebsjahre gab es 10 Abonnenten.
Am 1103.1977 wurde Albert Müller, Bürger von Waldkirch, zum Postablagehalter und Telegraphisten gewählt. Im Jahr 1890 wurde er infolge Umwandlung der Postablage Waldkirch in ein Postbureau zum Posthalter befördert. Er hielt bis zum Jahr 1918 aus, wo er in den Ruhestand trat und durch Thomas Figi ersetzt wurde. Diesem folgte 1934 Engelbert Würth, und auf 1.Mai 1941 der heutige Posthalter Joseph Zünd…
Wohl wenige Waldkircher werden sich noch an jene Zeit erinnern können, da die Post im Gasthaus zum ‚Kreuz‘ untergebracht war. Erst als Posthalter Müller dann seine Stelle antrat, wurde das Postbureau in seinem Hause eingeräumt. – kleiner Anbau gegen Kaplanei – diese alte Post wurde nachher die Darlehenskasse = Wohnhaus Erben des ehem. Gemeindeammanns Germann / das untere Stockwerk wurde dann für Posträumlichkeiten umgebaut. Im Jahr 1920, als Posthalter Figi bereits zwei Jahre in Waldkirch tätig war, wurde in das neue Postgebäude umgesiedelt, wohin auch die Telephonzentrale verlegt wurde.
Das ‚Kreuz‘ – Wahrzeichen von Waldkirch
1688 Bau des imposantesten Riegelbaus in Waldkirch, Gasthaus Kreuz; Gerichtshaus
.. bis 1877 Postbureau von Waldkirch; diverse Nutzungen durch Dorfgemeinschaft
1965/66 erfolgte eine vollständige Restaurierung des Hauses, wobei das Fachwerk weitmöglichst originalgetreu wiederhergestellt wurde.
1978 Erneuerung der Westseite des Gebäude. Der mächtige Riegelbau ist in seinem neuen, schmucken Gewand zu einem Wahrzeichen des Dorfes geworden. Das Gasthaus verfügt über heimelige Lokalitäten, einfache Fremdenzimmer und eine gepflegte Küche.
1983-1993 laufende Gesamtrenovation ganzes Haus: Sanierung Küche, Einbau der Dachgauben 1984, Renovation Wirtewohnung, Abstützungen Keller + Böden mit Stahlträgern, Isolierungen, Aufhebung Saal / Einbau Gästezimmer 2.OG
1986 Umfunktionierung der Kegelbahn zur Pergola
2013 komplette Erneuerung der Gastroküchen im Restaurant und der Pergola, die Modernisierung der Gasträume, des Buffets sowie der 12 Gästezimmer mit Gemeinschaftsraum in den drei oberen Wohngeschossen. Eine Vinothek im Kellergewölbe rundet das Ambiente des neuen Gastrobetriebes ab.
In den letzten 3 Jahrhunderten sind laut Grundbuchamt Waldkirch als ‚Kreuz-Wirte‘ aufgeführt:
1688 – 1832: Benjamin und Anna Maria Burgstaller-Boppartin
mit Nachkommen (3 Generationen)
1832 – 1838: Josef Niklaus Angehrn
1838 – 1845: Johannes Wild, Güterhändler
1845 – 1864: Sebastian Künzle-Ziegler, Sekretär und Gemeindeammann
1864 – 1890: Johann Künzle-Staub
1890 – 1901: Johann Künzle-Schwarz
1901 – 1919: Cölestin Baumberger-Eigenmann
1919 – 1950: Josef Martin Sutter, Gast- und Landwirtschaft
1950 – 1981: Guido Sutter
1981 – 2003: Ruedi Sutter (Umwandlung in Gasthaus Kreuz AG)
2003 – 2012: Gasthaus Kreuz AG, Aktionärsgruppe (Restaurant verpachtet)
2012 – : Gasthaus Kreuz AG, Paul + Alexandra Scheiwiller (Restaurant verpachtet)
Von den über 300 Jahren seines Bestehens war das ‚Kreuz‘ mehr als 200 Jahre lang im Besitze von nur drei Familien, nämlich Burgstaller, Künzle und Sutter. Wohl mit ein Grund, dass dem Hause Sorge getragen wurde und es heute in dieser erfreulichen Form erhalten geblieben ist !
Gasthaus Kreuz, Waldkirch, im Jahr 2013 :
Pergola :
Dachuntersicht :